4.48 psychose

4.48 psychose

kane_ stockhausen ligeti bach erol

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ein piano – schauspiel projekt _ kooperation nationaltheater mannheim

der schauspieler michael fuchs und der pianist jan gerdes bringen 4.48 psychose, einen text von
sarah kane, einer der radikalsten dramatikerinnen der letzten jahre, mit musik von bach, zeitgenössischer musik von stockhausen und ligeti, elektronischen sounds von ´erol´ sowie improvisationen und songs von jan gerdes zusammen. ein hochartifizieller text und komplexe musik treffen aufeinander und ´umspielen´ sich in einem szenisch-musikalischen projekt, das sprache und klang klar konturiert.

4 Uhr 48 ist der Moment geistiger Klarheit, der schließlich die Entscheidung bringt, das eigene
Leben zu beenden.

die zerrissenheit eines menschen in äußerster not steht im mittelpunkt des sprachgewaltigen
stücks von sarah kane.

´der gebrochene hermaphrodit die nur sich selber vertraut…´
´körper und seele das passt nicht zusammen´
´ich muss erst werden der ich bin … gegen die unvereinbarkeit die mich zur hölle verdammt´
´hier bin ich und dort ist mein körper´
´was meinst du, gibt es das, ein mensch wird im falschen körper geboren? ´

sarah kane schreibt – das machen diese textgedanken deutlich – nicht ausschließlich über eine frau, sondern über einen menschen, der nicht weiß, wer er ist.

für uns ist der gedanke der zerrissenheit in einem nicht-frau-wesen und einem nicht-mann-wesen wichtig, also in einer transsexuellen person, die mit ihrer zwitterhaftigkeit nicht in einklang kommt, sondern sich qualvoll nach einer identität in einem wahrhaftigen leben voller liebe sehnt.

wir lassen den text in seiner exzentrischen sprach- und klanggewalt auf der bühne wirken. kanes artifizieller text und die komplexe musik von bach, zeitgenössischen komponisten und elektronische sounds treffen in einem reduzierten bühnenbild – ein kleiner tisch, auf dem die welt in ihrem chaos herrscht, und ein flügel – aufeinander. einerseits verbinden sich die vitalität und dynamik der musik mit der sehnsucht nach leben und liebe und gleichzeitig spiegelt die provozierende gebrochenheit der experimentellen klangwelt das scheitern von kanes figur wider.

idee & spiel michael fuchs & jan gerdes
video ralph goertz

sarah kane , dramatikerin

wurde am 3. Februar 1971 in essex , england , geboren.
nach dem schulabschluss studierte sie theaterwissenschaften in bristol und belegte danach einen play-writing-kurs am drama department der universität birmingham. ihre stücke hat sie in zusammenarbeit mit oft kleineren theatern in london und new york entwickelt und geschrieben . sie inszenierte auch selbst und übernahm rollen in ihren stücken.
sarah kane litt zunehmend unter depressionen und wurde mehrmals in kliniken behandelt. am 20. Februar 1999 beging sie in einem londoner krankenhaus selbstmord.

in ’ 4.48 psychose’, ihrem letzten stück, erst kurz vor ihrem tod beendet, sind die herkömmlichen dramatischen strukturen bis an die grenze der verständlichkeit und bühnenumsetzbarkeit aufgelöst. zwar ist der text in abschnitte aus manchmal wenigen zeilen, manchmal etwas längeren passagen gegliedert. aber darüber, wer redet oder zu wem gesprochen wird, enthält der text keine genaueren angaben. klar ist nur, dass ein durch seelische krankheit und selbstmordgedanken gefährdeter mensch im zentrum des textes steht.

’4.48’ wird zur chiffre für den selbstmord, für den punkt im leben, an dem ’alles gesagt’ ist, die ’klarheit vorbeischaut’, sich der ’vorhang öffnet’. der moment dieser ’klarheit’ ist die äusserste perversion des lebens und gleichzeitig seine erfüllung, die einzige hoffnung, die ’schwarze verzweiflung’ und den ’schwarzen schnee’ zu besiegen.